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Au(g)enblicke Band 4 - Rezension der LZ von Von Ralf Julke

Der vierte Band „Au(g)enblicke“: Zwei prall gefüllte Teilbände zu einer geschichtsträchtigen Landschaft gleich hinter Leipzig


Oft wirken moderne Verkehrsinfrastrukturen wie Barrieren. Sie beschränken die Bewegungsfreiheit der Menschen, die vor Ort nach kurzen Wegen suchen, und auch die Aussicht. Das erleben nicht nur die Seehausener seit Jahren. Das erleben auch die Leipziger, wenn sie westwärts auf die Elster-Luppe-Aue schauen. An der A 9 ist im Grunde die Welt zu Ende. Dahinter ist Ausland, auch wenn sich dort die Aue erst richtig zu einer geschichtsträchtigen Landschaft weitet. Doch nicht nur die Autobahn zerschneidet sie. Sie ist auch von Flussregulierungen und Kohlebergbau in Mitleidenschaft gezogen wurden. Jahrzehntelang lag sie im Windschatten der riesigen Chemie-Komplexe in Leuna und Schkopau. Das Chemie-Zeitalter ist nicht zu Ende. Aber der rücksichtslose Umgang mit der Umwelt der Menschen.  Insbesondere der schmutzige Teil der Chemieindustrie der DDR wurde nach 1990 abgerissen. Damit verschwanden freilich auch zehntausende Arbeitsplätze. Und eine Lebens- und Arbeitswelt, die man vielleicht doch nicht so einfach vergessen und entsorgen sollte.

 

Das Kulturhaus der Buna-Werke in Schkopau

 

Im ersten Band dieser nun vierten „Streifzüge durch die Elster-Luppe-Aue“, die der Arbeitskreis Döllnitz e.V. herausgegeben hat, spielt deshalb auch ein Gebäude die Hauptrolle, das „an der Saale hellem Strande“ heute noch von einer Zeit erzählt, als die frisch gegründete DDR noch ein großes Ziel verfolgte: die Arbeiter an die Kultur heranzuführen.

Und das ließ sich das Land etwas kosten, denn überall auf dem Gebiet der DDR entstanden damals Kulturhäuser, in der Regel mitten in den großen Industriebetrieben, mitten im Werk, sodass die Werktätigen (aus denen ja heute die blässlichen Erwerbstätigen geworden sind) gleich nach Schichtende hineingehen konnten und Kultur erleben konnten. Besser noch: Sie selbst gestalten.

Deswegen ist schon allein die beigelegte DVD ein Kleinod – ein 2009 entstandener Film über das grandiose Kulturhaus des VEB Chemische Werke Buna in Schkopau. Mehrere Beiträge im ersten Band erzählen die Geschichte der Buna-Werke, des Kulturhauses und der Entstehung des Films, an dem Peter Goedel und Helga Storck über zehn Jahre lang arbeiteten, bis sie endlich überhaupt einen Geldgeber fanden, der die Fertigstellung des Films finanzierte. Doch den fanden sie nicht in Mitteldeutschland, sondern in Bayern.

Denn beim MDR war man 1998 noch nicht so weit, den Wert der ostdeutschen Geschichte überhaupt zu begreifen. Ganz zu schweigen davon, dass ein mit Gebühren bezahlter öffentlicher Rundfunk auch einen Auftrag hat, Geschichte zu bewahren, Augenzeugen zu befragen und eben nicht nur dem Zeitgeist hinterher zu senden.

 

Große Erwartungen

 

Was eben zur Folge hat, dass gerade in den wertvollen Jahren von 1990 bis 2000 die Chance vertan wurde, die Menschen noch einmal zu Wort kommen zu lassen, die die DDR noch in den 1950er, 1960er Jahren erlebt hatten. Die eben auch den anderen Teil der Geschichte erzählen konnten, der mit einer großen Erwartung zu tun hatte. Der Film deutet es an, mit welchem Anspruch das Land gestartet war und dass es sogar verschwenderisch sein konnte, wenn es um eine so kühne Idee wie die kulturelle Bildung und Aktivierung der Arbeiter ging. An einer Stelle im Buch fällt die Zahl von bis zu 1.200 Kulturhäusern, die genau in der Zeit aus dem Boden gestampft wurden, als überall noch Ruinen standen und das Land überhaupt erst einmal wieder auf die Beine kommen sollte. Und nicht nur das Land – auch die Menschen darin, von denen wenigstens einige kluge Funktionäre wussten, dass die meisten sehr bereitwillig den Nationalsozialisten nachgelaufen waren. Ein neues Menschenbild musste her. Und das hatte in Zeiten eines Johannes R. Becher und seines Nachfolgers als Kulturminister Hans Bentzien viel mit kultureller Bildung zu tun. Denn zu der hatten Arbeiter zuvor kaum Zugang. Kultur – egal, ob Theater, Oper, Galerie, Konzert oder Ballett – war für den normalen Arbeiter in Deutschland außerhalb seiner Möglichkeiten. Zu teuer, zu nobel, zu elitär. Die Kunst musste zum Volke kommen. Und sie kam – mit Kulturhäusern wie denen in Schkopau, die regelrechte Kulturpaläste waren und nicht nur Musik und Theater für die Belegschaft boten, sondern auch einluden zum Selbermachen. Mit professioneller Anleitung in Mal-, Foto-, Schreib und Tanzzirkeln. Ein Angebot, das die Buna-Werker augenscheinlich nur zu gern annahmen. Der Film zeigt die Faszination dieses Aufbruchs, lässt die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort kommen, die 2009, als der Film endlich fertig war, oft schon verstorben waren. Wer zu spät kommt, trifft die Augenzeugen nicht mehr an. Dem entgeht der lebendige Teil der Geschichte, von dem Akten und Archive nun einmal nicht erzählen können. Wenn denn mit diesen Archiven überhaupt pfleglich umgegangen wurde, was in Ostdeutschland nach 1990 eben auch meist nicht der Fall war.

 

Burgen, Hochwasser, kleine Dörfer

 

Auf dem Cover-Foto sieht man am Horizont die Schlote von Schkopau qualmen. Aber man sieht auch die Weiße Elster im Vordergrund und einen Teil der überschwemmten Aue bei einem der Elsterhochwasser der vergangenen Jahre. Mittendrin die Schafbrücke, die in mehreren der Beiträge in diesen beiden Bänden eine Rolle spielt. So wie auch die Hochwasser der Vergangenheit eine Rolle spielen, die diese Landschaft prägten, mit ihren kleinen Dörfern und Kirchen und Burganlagen, die mitten in dieser Aue liegen. Mehrere Beiträge beschäftigen sich deshalb auch damit, was über die einst hier befindlichen Burgen noch herauszubekommen ist, mit den Kirchen, Glocken und Orgeln und der Christianisierung dieses Gebietes, das ja bis vor die Tore Leipzigs reicht. Es ist eine gemeinsame Geschichte, die man aus Großstadtperspektive oft nicht sieht. Auch so ein Grund, warum sich der Arbeitskreis Döllnitz 2001 gründete und daran ging, die so sträflich vernachlässigte Heimatregion genauso emsig zu erkunden, wie das in Leipzig der Geschichtsverein tut. Und immer wieder entstehen daraus dann dicke Bände „Au(g)enblicke“, der jüngste nun erstmals im Mitteldeutschen Verlag erschienen – und das auch noch in zwei reich bebilderten Teilen, sodass man über 700 Seiten Lesestoff in Händen hält, der einen in die Elster-Luppe-Aue entführt.

 

Kohlebergbau, Eiszeit und ein Floßgraben

 

Und natürlich werden auch die drei großen Kohleabbaufelder nicht ausgespart, die mitten in der Aue entstanden sind. Der Raßnitzer und der Wallendorfer See sind die beiden Tagebauseen, die dabei entstanden sind. Und auch wenn mit den vorzeitlichen Funden hier lange sehr rücksichtslos umgegangen wurde, können die Funde, die am Ende noch gemacht wurden, von einer langen und reichen Besiedelungsgeschichte dieser Region erzählen. In der Aue siedelten Menschen schon in der Eiszeit. Und die Eiszeit mit ihren vielen verschiedenen Gletschervorstößen ist natürlich selbst Thema eines sehr detailreichen Beitrags. Das Entstehen und Vergehen eiszeitlicher Gletscherseen wird genauso bildhaft wie die jahrtausendelange Arbeit der Saale, die die oberen Sedimentschichten geprägt hat, während tief drunten in den Kohleflözen die Geschichte uralter Moore und der Ufer der Ur-Nordsee stecken. Die beiden Bände sind ein Abenteuer. Der zweite Teilband taucht dann in jüngere geschichtliche Begebenheiten ein – etwa in das Jahr 1813, als die Auendörfer unter dem Durchmarsch der verschiedenen Truppen litten. Aber auch der Elsterfloßgraben wird Thema, einst der Transportweg für Holzscheite aus dem Süden zu den Salinen bei Halle, aber auch nach Leipzig. Weshalb das Bedauern von Frank Thiel, dass Leipzig sich so überhaupt nicht um die Bedeutung des Floßgrabens als uraltes Wirtschaftsdenkmal kümmert, nur zu berechtigt ist. Da paddeln die Großstädter zwar im Sommer zu Tausenden durch den Floßgraben – aber nichts weist darauf hin, dass der nur ein ganz kleiner Teil eines riesigen künstlichen Grabensystems war, das erst durch die Tagebaue im Leipziger Süden zerrissen und gekappt wurde.

 

Wandervögel und der verschwundene Bornhöck

 

Ganz am Schluss hat ja auch Clemens Meyer noch einen Beitrag geschrieben, wie er – als im Leipziger Osten Aufgewachsener – die Flusslandschaft bei Leipzig selbst erst einmal erkunden und erwandern musste, um sie kennenzulernen. Und mit Hans Breuer, der in Gröbers aufwuchs, lernen wir auch noch den Schöpfer des berühmten Wandervogel-Buches „Der Zupfgeigenhansl“ kennen. Und auch der berühmte Bornhöck bei Kabelsketal lag in dieser Landschaft, das größte Fürstengrab aus der Zeit, als hier vor 4.000 Jahren eine Kultur blühte, die mit der Himmelsscheibe von Nebra ihr eindrucksvolles Symbol gefunden hat. Das alles gehörte ja zusammen, meint ja der Hallenser Landesarchäologe Harald Meller. Und im Bornhöck muss der damals wohl mächtigste Herrscher begraben gewesen sein. Auch wenn dessen Grab schon im Mittelalter geplündert wurde und der weithin sichtbare Grabhügel im 19. Jahrhundert abgetragen wurde, ohne die Funde darin tatsächlich zu sichern und zu archivieren. Davon berichtet ebenso ein ausführlicher Beitrag im Band 4, der auch erklärt, wer da alles seine Finger im Spiel hatte und wie auch die Besitzer des Hügels lieber die Fundstücke verscherbelten, als sie für die Nachwelt zu retten. Das alles erzählt Torsten Schunke in seinem Beitrag zum Bornhöck – in dem er da erstaunlichen Ergebnisse der offiziellen Grabungen von 2014 natürlich auch nicht ausspart. Andere Beiträge widmen sich den Fröschen und Lurchen im Auengebiet, den eingeschleppten Neophyten oder dem Kampf um die Rettung des Herrenhauses in Klein-Dölzig, wo einst der Philosophieprofessor Christian Wolff seine Erholung suchte.

 

Vergessenes Auenland?

 

Es sind lauter kleine Einblicke in eine Landschaft, die meist überhaupt keine Aufmerksamkeit bekommt, weil sich alle Blicke auf die großen Nachbarstädte Leipzig und Halle konzentrieren. Als wäre das Gebiet der Elster-Luppe-Aue tatsächlich ein verwunschenes Auenland, in dem die Zeit zum Stillstand gekommen ist. Was ja eindeutig nicht stimmt. Mit diesem vierten Band der „Au(g)enblicke“ gelingt es dem Arbeitskreis Döllnitz e.V. tatsächlich zu zeigen, dass auch in der Aue immer Leben war und hier auch viele Wege verliefen, die Merseburg und Halle auf der einen Seite mit Leipzig auf der anderen verbanden. Hier standen Mühlen an den diversen Flussarmen, hier zeichneten Pfarrer auf, was ihnen erwähnenswert schien. Hier bauten die Menschen ihre ersten Dorfschulen mit schlecht besoldeten Lehrern darin. Hier gab es Wilderer und erinnert ein Gedenkstein an einen ermordeten Polizisten. Während Tafeln in den Kirchen und Kriegerdenkmale mahnend darauf hinweisen, dass auch hier einst die jungen Männer ausziehen mussten in die Kriege anderer Leute. Man kann mit diesem Doppelband eine ganze geschichtsträchtige Landschaft für sich entdecken, gerade weil sie so abseits aller Touristenpfade liegt. Und am Ende bekommt man auch noch einen kleinen Einführungskurs in die Sprache, die hier gesprochen wird, lernt Maler und Dichter kennen, die die spröde Schönheit dieser Landschaft auch schon wahrnahmen, als am Horizont noch die Schornsteine qualmten und sowjetische Düsenjäger über die Landschaft lärmten. Man kann sich ganz bequem daheim auf die Reise machen. Aber so mancher Beitrag wird es in den Füßen kribbeln lassen, einfach mal loszuradeln, sich dieses Stückchen Welt selbst einmal anzuschauen, das ja nun einmal gleich nebenan liegt, auch wenn die A9 wie eine Mauer davor steht und den Blick verstellt.

Johannes Stadermann (Hrsg.) „Au(g)enblicke. Streifzüge durch die Elster-Luppe-Aue, Band 4, zwei Bände und DVD,“, Mitteldeutscher Verlag, Halle 2022, 30 Euro.

 

 

Foto: Ralf Julke



Au(g)enblicke Band 3 - Vorwort

Die Jubiläen, 1000 Jahre Weinbau in Röglitz, 1000 Jahre Raßnitz, mahnen uns, den 3. Band unserer Reihe „Au(g)enblicke“, Streifzüge durch die Elster-Luppe- und Saale-Elster-Aue“ herauszubringen. Unsere Autoren wurden aktiviert, Baustein für Baustein zu einer Geschichte der Aue zusammenzutragen, um Wesentliches und Bemerkenswertes vor dem Vergessen zu bewahren. In lockerer Folge berichten wir über Themen aus Vergangenheit und Gegenwart, die uns in den letzten Jahren aufgefallen sind und für die wir geeignete Autoren gewinnen konnten. Gut drei Jahre wurde erkundet und vorbereitet, nun können 44 Beiträge veröffentlicht werden. Um dem Leser die Orientierung zu erleichtern, haben wir die Themen in vier Komplexe gegliedert:

              Geschichte

              Wirtschaft

              Kultur und

              Natur,

 

wohl wissend, wie verwoben die Themen miteinander sind.

 

Komplex 1

beginnt mit dem Weinbau in Röglitz. Ein fast vergessener Beitrag von Otto Abitzsch aus dem „Schkeuditzer Tageblatt“ vom 3. Oktober 1931, zufällig entdeckt, war Anlass zu umfangreicher Recherche und wird nun erstmals abgedruckt. Er dokumentiert anschaulich die Geschichte des Weinbaus der Merseburger Bischöfe. Hans Neubert hat zum Text recherchiert, Markus Cottin und Thorsten Fielon haben die 1000 Jahre Weinbau in der Region umfassend erläutert und gewürdigt. Eine schöne Wiederentdeckung, die wir einem aufmerksamen Heimatfreund aus Röglitz, Lothar Drescher, verdanken. Christian Forberg berichtet von den Merkwürdigkeiten des 1000-jährigen Ortes Raßnitz, dessen bewegte Geschichte er vergnüglich aufarbeitet. Mit Hilfe der Ortsnamenforschung gelingt es Ingolf Brömme den „Osmünde-Code“  zu entschlüsseln und die ebenfalls 1000-jährige Geschichte des Ortes zu bestätigen. Mit einer Gerichtsakte von 1759 gibt Hans Neubert Einblick in das Fischereirecht an der Elster und berichtet anhand eines Falles vom erfolgreichen Streit der Bevölkerung des Ortes Wehlitz gegen ihren Rittergutsbesitzer. Persönliche Erinnerungen veranlassen Wolfgang Heinichen über das Dorf am Rande der Aue – Altranstädt nachzudenken und den Leser in dessen Geschichte mit europäischer Dimension einzuführen. Ein Stück fast vergessener Industriegeschichte stellt Hans Eilenberger mit dem Ort Tollwitz vor, in dem der Apotheker, Chemiker und Physiker Johann Bartholomäus Trommsdorf als Erfinder und Unternehmer tätig war. Jüngste Industriegeschichte beschreibt Heinz Rehmann mit seinem Beitrag über Schkopau und das Buna-Werk. Detailliert wird von einem Zeitzeugen die Werkgeschichte dargestellt, auch eine verdienstvolle Erstveröffentlichung. Mit einer Einführung zum Thema Arbeitserziehungslager Zöschen macht Edda Schaaf auf ein dunkles Kapitel in der Regionalgeschichte aufmerksam. Ebenso dokumentiert Michael Viebig die Willkür der SS-Justiz an konkreten Fällen in der Region, z. B. den Fall Otto Kreutzmann, dem in Döllnitz ein Gedenkstein gewidmet wurde.

 

Komplex 2

 

Mit der Historie des Elsterfloßgrabens im 16. Jahrhundert macht Dr. Thomas Nabert dessen wirtschaftliche Bedeutung für die Stadtentwicklung von Halle und Leipzig bewusst. Dr. Frank Thiel ergänzt das Thema, indem er das gigantische EU-Projekt der Rekultivierung des Elsterfloßgrabens vorstellt. Dirk Becker macht auf den Saale-Elster-Kanal als unvollendetes Projekt aufmerksam, dessen Umsetzung eine Leuchtturmfunktion für die Region haben könnte. Anhand einer fotografischen Reise auf dem Kanal – von der Saale bis in die Innenstadt von Leipzig – verdeutlichen Ilja Bakkal, Günter und Stephan Merkel die Attraktivität dieser Wasserstraße. Michael Felgner berichtet über den Bau der längsten Talbrücke Deutschlands, den Bau der Saale-Elster-Brücke. Die Leuna-Bahn stellt Klaus Bossig vor, die kaum bekannte Geschichte des Schaltwerkes Döllnitz Heinz Rehmann und Eduard Hergeth. Die Wasserkraftanlage Planena wird dokumentiert von Martin und Andreas Kehl sowie Prof. Dr. Hans-Joachim Deutscher. Einen köstlichen Nachruf auf die Geschichte des Osmünder Rübenschnapses verfasste Peter Dörheit.

 

Komplex 3

 

beginnt mit der Darstellung der Restaurierung der Seidentapeten im Herrenhaus Ermlitz von Prof. Dr. Ursula Heller und Stefanie Hilden. Dr. Peter Ramm und Ilja Bakkal stellen mit den Agners eine bedeutende Bildhauer-Familie des Barock/Rokoko und deren Werk in der Region vor. Auf der Spurensuche nach den Wurzeln der Herkunft von Georg Friedrich Händels Mutter, Dorothea Taust, begibt sich der Händelforscher Bernd Hofestädt. Fritz Kümmel und Stefan Kiehne machen bekannt mit dem „National-Arboretum“, das Dr. Georg Dieck 1874 in Zöschen anlegte, und das leider in Vergessenheit geriet. Einen sehr persönlichen Bericht über das Leben und die Leistung des verdienstvollen Wissenschaftlers und Kunstfreundes Hermann Gocht verfasste Dr. Peter Tautz. Ein anregendes Porträt von Kleinliebenau entwirft Heike Sichting. Über Münzfunde aus Wesenitz, die im Landesmünzkabinett der Moritzburg verwahrt werden, berichtet Wolfgang Pechstedt. Mit wenigen Worten umreißt Rolf Walker das Wirken von Alfred Wessner-Collenbey, eines Malers und Grafikers, dessen Arbeiten in der Region verwurzelt sind. Kurt Biging weitet die Sicht auf Wessner-Collenbey aus und zeigt den geschäftstüchtigen Künstler auch als Gestalter von Notgeld in der Zeit des 1. Weltkrieges. Marion Ranneberg stellt mit Paul Juckoff einen über die Grenzen Mitteldeutschlands hinaus bekannten Bildhauer, Kunsthistoriker und Architekten vor und dessen Wirken für die Gartenstadt Schkopau. Ulf Dräger würdigt die Aktivitäten von Lutz Klemme, des einstigen Unternehmers aus Lochau, der den renommierten Bildhauer Bernd Göbel für die Edition einer Friedensmedaille gewinnen konnte, mit einer noch immer aktuellen weltoffenen Denkanregung. Eine verdienstvolle Edition, die in der  Region unbekannt ist. Prof. Dr. Hans-Joachim Kertscher schreibt über das Chinesische Teehaus im Dieskauer Park und berichtet von den Mühen, es auf eine zweckmäßige Weise zu rekonstruieren. Mit Jörg Bochow ergänzt ein Metallgestalter seine Sicht zur Rekonstruktion des Teehauses. Und schließlich berichtet der Gewandhausorganist Michael Schönheit über die Restaurierung der Burgliebenauer Barockorgel.

 

Komplex 4

 

Hier erklärt der Geologe Konrad Schuberth detailliert die geologische Situation der Region und ihren Bergbau. Wie die Urzeitkrebse in der Liebenau überlebt haben, beschreiben die Zoologen Dr. Wolfgang Große und Dr. Volker Neumann. Beide Autoren stellen in einem zweiten Beitrag die artenreichste und evolutionär erfolgreichste Tierart, die Käfer, vor sowie einige auetypische und gefährdete Arten. Sie öffnen damit dem Leser die Augen für ein wenig bekanntes Feld. Joachim Händel und Ronald Schiller schreiben über die beliebtesten Insekten, die Schmetterlinge in der Aue. Eine einzigartige Fotodokumentation zu den Vögeln in der Aue zeigt Jürgen Heinrich. Über Reiher und Störche der Aue berichtet Arnulf Ryssel, über Greifvögel Helmut Tauchnitz. Auf heimische Heilpflanzen macht Dr. Eberhard Große aufmerksam. Zudem berichtet er auch über deren gesundheitlichen Nutzen. Abschließend ermuntert uns Wolfgang Trommer zu einer Wanderung entlang der Elster von der Quelle bis zur Mündung und macht auf die Schönheit der Landschaft aufmerksam.

Insgesamt Entdeckungen, auf die die Region stolz sein kann. Es zeigt sich, dass die Geschichte Mitteldeutschlands ohne die regionalgeschichtlichen Farbtupfer um einiges ärmer wäre und dass von der ländlichen Region geschichtsträchtige Anregungen in die Zentren Deutschlands getragen wurden. Zugleich gingen und gehen auch nachhaltige wirtschaftliche Impulse von der Region aus, ob Elsterfloßgraben, Saale-Elster-Kanal, Elstertalbrücke oder vom Flughafen Schkeuditz. Die Region ist zukunftsfähig und sollte Impulse zur Gestaltung nutzen. Selbst der Traum „von der Elster zur Alster“ wird einst Wirklichkeit werden, natürlich im Einklang mit der Natur.

Der kulturelle Reichtum der Region ist ebenso bewundernswert wie der Reichtum der Natur, die es zu schützen, aber auch touristisch zu erschließen gilt. Konnte einst noch Kardinal Albrecht seine Mitra mit Perlen aus der Elster schmücken, so werden heute wieder Flussperlmuscheln in der Elster beheimatet. Es bleibt weiteren Erkundungen vorbehalten, Geheimnisse und Schätze der Liebenau zu lüften und der Region die Heimat liebens- und erlebniswert zu machen.

 

Mein Dank gilt allen, die sich uneigennützig an der Realisierung des Buchprojektes beteiligt haben. Prof. Dr. Hans-Joachim Kertscher redigierte wie der Herausgeber umsichtig die Texte. Ilja Bakkal fotografierte im Auftrag des AKD. Einige Fotos sind von Günter Merkel. Außerdem danke ich Günter Merkel für seinen Einsatz bei der Erstellung und dem Vertrieb des Buches.

Lutz Grumbach und Christophe Hahn gestalteten den Band und nahmen sich geduldig der vielen Änderungswünsche und Ergänzungen der Autoren an. Die Realisierung des 3. Bandes besorgte Christophe Hahn. Ihm danke ich für seine zuverlässige Partnerschaft und solide Arbeit.

An der Finanzierung des Bandes beteiligte sich die Saalesparkasse, die Friedrich-Vorwerkstiftung, die Abfallwirtschaft Halle-Lochau GmbH, die Firma „trinseo“ Schkopau, die Knauf-Gips KG Lochau, die C.A.R.E.- Biogas GmbH Schkopau, die Gemeinde Schkopau, die Stadt Leuna, die Baugruppe Köhler Halle, die Kanzlei Köning und Partner Halle, die Firma Horn-Verkehrstechnik-Halle, die Firma Engelmann Zöschen, die Firma Welz-Bau Osmünde, Dr. R. Schobeß Halle sowie Frau Dr. Walter und Herr Wilts Halle. Ihnen allen ein herzliches Dankeschön. Auch unserem Vereinsgründer und Ehrenpräsidenten Wilfried Klose ein herzliches Dankeschön. Er gewann Sponsoren und unterstützte den Verein bei der Realisierung des Projektes.

 

 

Aber auch mit Band 3 ist kein Ende des Aue-Projektes abzusehen. Spätestens bei dieser Arbeit, beim Sammeln und Sichten der Beiträge zu Geschichte und Gegenwart wurde deutlich, dass ein Entwicklungskonzept der Region fehlt. Prognosen besagen, dass die Versalzung der Aue mit ihren Seen einmal Ausmaße annehmen wird, die das Leben in der Aue gefährden. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Ein Abpumpen des Salzwassers wird nicht möglich sein. Möglich scheint hingegen, dass mit dem Bau des Saale-Elster-Kanales die Zu- und Abführung des Salzwassers möglich wäre. Wesentlich wäre außerdem die Erarbeitung einer Geschichte zur Naturlandschaftsentwicklung der Aue. Der geologischen Erkundung von K. Schuberth sollte eine exakte Erfassung der hydrologischen Veränderungen durch die Jahrhunderte folgen, damit Fehlentwicklungen sichtbar gemacht und weitere vermieden werden können. Ziel sollte sein, die Aue als natürlichen, sensiblen und schützenswerten Raum zu erhalten, zu entwickeln und wiederherzustellen. Auch wenn hier keine Lösung angeboten werden kann, so sollte doch das Interesse der Leser geweckt, ihre Aufmerksamkeit gelenkt und sie animiert werden, mit wachem Blick und Engagement am Leben in der Aue teilzunehmen.

Wie vorläufig unsere Sicht der Dinge ist wird z. B. am Bornhöck deutlich. 2009 setzte der AKD ein Denkmal an die historische Kult-, Begräbnis- und Gerichtsstätte. Prof. Dr. H. Lück hielt die Festrede. 2012 folgte eine historische Aufarbeitung der Steinzeitkultstätte und deren Würdigung als Grabstätte von Chr. Forberg (Band 2). 2015 wurden erste Ausgrabungen von T. Schunke vorgenommen. Landesarchivar Prof. Dr. H. Meller vermutet, dass der Bornhöck ein herausragendes Fürstengrab ist.

Der mitteldeutsche Raum ist also ein kulturhistorisch hochinteressanter Raum, der mehr als nur regionale Aufmerksamkeit verdient. Christoph Dieckmann spricht von einem „verfestigten Manko“, der „Provinzialisierung des Ostens“. Regionalgeschichtliche Lehrstühle wurden abgeschafft.

Die Schaffung von Leuchttürmen, wie sie die Entwicklung eines

Landes braucht, ist nicht absehbar. Eine stärkere Beteiligung der Regionalwirtschaft an regionalen Projekten bleibt wünschenswert.

Mögen unsere Bemühungen mit dazu beitragen, den Aue-Raum zu schützen und den Menschen in der Aue ein lebenswertes Leben zu sichern.

 

 

Dr. Johannes Stadermann

Vorsitzender des Arbeitskreises Döllnitz e. V.

Döllnitz, im Februar 2016

 

 


Au(g)enblicke Band 2 - Vorwort

 

Der AKD setzt im 10. Jahr seines Bestehens die Streifzüge durch die Region mit der Herausgabe des 2. Bandes der „Au(g)enblicke“ fort. Wie bisher werden die Themen in lockerer Folge den Schwerpunkten zugeordnet. Fünf bereits bekannte und 25 erstmals an diesem Werk beteiligte Autoren beleuchten das Territorium in einer Vielzahl von aktuellen und historischen Bezügen. Diese Streiflichter, Auen- bzw. Augenblicke, erhellen das wachsende und sich immer dichter fügende Mosaik vielgestaltiger Einzelteile einer Geschichte der Liebenau. Inmitten zunehmender Globalisierung der Welt und unseres Lebens gewinnt auch die Region mehr und mehr an Bedeutung, der Einzelne als Teil eines Ganzen, territoriale bzw. regionale Besonderheiten bilden einen Gegenpol und finden zunehmend öffentliches Interesse. Je nach Reichtum und Nutzung des Identifikationspotentials einer Region, je nach Akzeptanz und Leben mit diesen Werten können sich Zugehörigkeit zu einer Region sowie Achtung und Liebe zu ihr entwickeln. Den regionalen Reichtum für das Gebiet der Liebenau zu bewahren, zu nutzen und zu mehren ist das Anliegen des Buchprojektes.

 

Im 1. Kapitel Zur Landschaft als Natur-, Kultur- und Wirtschaftsraum“ wird der Lebensraum Aue dargestellt: der Lauf der Luppe wird erstmals erkundet, am Beispiel des Auwaldes von Burgliebenau wird dessen Bedeutung im Naturkreislauf umfassend verständlich gemacht, witterungsgeschichtliche Anmerkungen ergänzen das Kapitel. Im Naturraum Aue werden vorerst Weichtiere und ausgewählte Heilpflanzen (Teil 1) vorgestellt. Weitere Ausführungen zur Flora und Fauna sind in Vorbereitung. Einem Beitrag zur aktuellen Jagdkultur in der Region folgt die Dokumentation einer historischen Jagdfehde in Dieskauer Revier. Die wirtschaftliche Nutzung der Aue wird im Aufsatz zum frühen Braunkohlenbergbau um Döllnitz ausführlich behandelt. Damit verbunden ist der Beitrag zur Leunaer Kohlebahn, einem Baustein zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region.

Im Kapitel Orte und Geschichte“ werden zunächst Ortsnamen des Zielgebietes nach ihrer Herkunft untersucht, sodann frühbronzezeitliche Schätze um Dieskau und ausführlich neueste Forschungsergebnisse zu den slawischen Ring- und Burgwallanlagen in der Saale-Elster- und Elster-Luppe-Aue vorgestellt. Mit Denkmalen zur Rechtsgeschichte wird der Blick auf mittelalterliches Recht in der Region gerichtet. Einblick in eine sorbische Burganlage gewährt der Aufsatz zur „Schulpfütze“ in Tragarth. Zur Baugeschichte des Schlosses in Burgliebenau werden erstmals Untersuchungen vorgenommen. Neu ist die historische Sicht auf die Schlacht um die deutsche Einheit um 933, in der Heinrich I. erfolgreich die Hunnen aus deutschen Landen vertrieb. Ebenso aufschlussreich sind die Ausführungen zur Kultstätte „Bornhöck“. Mit Dokumenten zur Regionalgeschichte des Kapp-Putsches werden Bezüge zur Neuzeit hergestellt. Sie werden ergänzt durch einen erlebnisreichen Bericht zu den Märzunruhen 1921 in Mitteldeutschland. Ein historischer Abriss zum Pilgern auf dem Jacobsweg durch die Liebenau beschließt das 2. Kapitel.

Mit der Abbildung einer schönen Auenlandschaft im Frühling von Carl Gustav Carus aus der Galerie „Neue Meister“ (Dresden) wird das 3. Kapitel eingeleitet. Der Künstler, Arzt und Philosoph war Zeit seines Lebens von dieser Landschaft seiner Jugend beeindruckt. Der Beitrag zur Horburger Madonna würdigt einen Kunstschatz von europäischem Rang. Auf ein Ereignis, in dessen Zentrum die Broihanschenke steht, verweist ein Text, der 1939 veröffentlicht werden sollte, aber dem Autor Konzentrationslager hätte einbringen können. Er wird hier erstmals postum veröffentlicht. Ausführungen zur Vervollkommnung des Landschaftsparkes Dieskau mit seiner Apollo-Statue und zur Geschichte der „Organola“ in der Kirche zu Dieskau folgen. Nach einer Würdigung des Malers, Grafikers, Keramikers und Restaurators Hans Rothe, einem „Urgestein“ der Aue, zum 80. Geburtstag wird er selbst in einem Interview vorgestellt. Ein Aufsatz zur Spergauer Lichtmess beschließt den Inhalt des 2. Bandes.

Dank der uneigennützigen Arbeit und Hilfe aller, die sich an der Herausgabe beteiligt haben, kann auch dieser Band Lücken im Gedächtnis der Region schließen helfen. Ihnen gilt unser aller Dank. Im Besonderen danke ich der einvernehmlichen Zusammenarbeit mit Herrn Prof. Dr. Hans-Joachim Kertscher, Frau Dr. Margarete und Herrn Dr. Volker Wein sowie Herrn Günter Merkel. Bereichert wurde die Ausgabe durch die Bereitstellung künstlerischer Arbeiten von Hans Rothe und Semjon Prosuak. Den Umschlag des Buches gestaltete Herr Ilja Bakkal, der zudem alle fotografischen Auftragsarbeiten des AKD übernahm. Für Gestaltung, Druck und Einband danken wir Herrn Christophe Hahn und Herrn Martin Paul vom „Druckwerk“ Halle. Finanziell getragen wurde das Buchprojekt von Zuwendungen des Landkreises, der Gemeinde Schkopau, dem Mitteldeutschen Kulturrat, außerdem von Spenden, für deren Beschaffung wir vor allem Herrn Wilfried Klose danken: Spenden von der Abfallwirtschaft Halle-Lochau, den Stadtwerken Halle, der Strabag AG Halle, der Sächsischen Umweltschutz Consulting Schkopau. Weiter danken wir der Saalesparkasse, der Knauf Gips KG Lochau, dem Flughafen Leipzig-Halle, der MITGAS GmbH, der Gruppe Horn- Verkehrstechnik-Halle, der Handwerkskammer Halle, Herrn Thomas Schubert vom Gut Döllnitz, Herrn Christian Forberg, Raßnitz. Aus der Gemeinde Kabelsketal danken wir: Frau Christine Wendt, Herrn Bernd Welz, Herrn Thomas Helke, Herrn Volker Weiske und Herrn Bernd Wahren. Weiter danken wir Frau Dr. Irmgard Richter, Halle, Herrn Dr. Rolf Schobess, Halle und Herrn Stefan Reichensperger, Apotheke im HEP. Dank unseren Vertriebspartnern können wir den Band zum Selbstkostenpreis abgeben.

 

Nachzutragen ist eine Korrektur zu Band 1. Bedauerlicherweise ist der Aufsatz „Das Kultur-Gut Ermlitz“ (S. 227–241) einem falschen Autor zugeordnet worden. Gerd-Heinrich Apel hat diesen unter seinem Namen einrücken lassen, dabei jedoch versäumt, den Namen seiner tatsächlichen Autorin zu erwähnen. Es handelt sich um die Kunsthistorikerin Anja Schmid. Der Herausgeber bittet die Autorin und die Leser, dieses Versehen als solches zur Kenntnis zu nehmen und zu entschuldigen.

Es liegt noch ein großes Stück des Weges vor uns, um das Thema Leben in der Aue um Saale, Elster und Luppe einst und heute abzurunden und das Erinnerungsvermögen der Bewohner wach zu halten.


Beobachtungen in der lieblichen Aue
Band 2 der Au(g)enblicke erschienen

Der rührigen Tätigkeit des Döllnitzer Germanisten Dr. Johannes Stadermann ist es zu verdanken, dass nunmehr der zweite Band der Au(g)enblicke. Streifzüge durch die Elster-Luppe- und Saale-Elster-Aue präsentiert werden konnte. Stellvertretend für den umtriebigen Förderer des Unternehmens, Wilfried Klose, nahm Frau Doreen Neumann von der Abfallwirtschaft GmbH Halle-Lochau den stattlichen Band entgegen. Auf mehr als 350 Seiten kann sich der Leser ein Bild machen von einer Landschaft, die in den letzten Jahrhunderten gewaltige Veränderungen erfahren musste. Braunkohlenabbau und damit verbundene Haldenaufschüttungen, Flussregulierungen, Industrieansiedlungen, Verkehrsanbindungen, um nur einige besonders gravierende Beispiele zu nennen, verwandelten eine einstmals liebliche Auenlandschaft in ein scheinbar uninteressantes, belangloses Industrieareal. Doch der Schein trügt: Es lassen sich immer noch zwischen den Aufschüttungen, in den Flusswindungen, in den dörflichen Strukturen bemerkenswerte Zeugnisse einer einstmals unverwechselbaren Region finden. Das können Pflanzen und Tiere sein, bauliche Hinterlassenschaften, Schriftstücke, traditionelle Feste und Gebräuche. Aber auch die Industrie hat nicht nur geschundene Landschaften hinterlassen, sondern auch Denkmäler menschlichen Fleißes gesetzt, die es zu beachten gilt. Menschen in unserer Region haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese Hinterlassenschaften zu erkunden, sie zu pflegen, die Aufmerksamkeit auf sie zu lenken.

Hans Rothe gehört zu ihnen, der in Döllnitz geborene und seit vielen Jahren in Burgliebenau lebende Maler, Keramiker und Restaurator. Ihn hat wie kaum einen anderen lebenden Künstler die Aue geprägt und er hat durch sein künstlerisches Wirken manchem den Blick geschärft für deren Schönheiten. Einige Facetten dieses Schaffens werden in dem neuen Band vorgestellt.

Darüber hinaus erfährt der Leser Interessantes aus der Geschichte des Landstriches. Das reicht von der Schlacht bei Riade im Jahr 939 bis zu den mitteldeutschen Märzunruhen des Jahres 1921. Ortsnamen und deren Geschichte werden erkundet, Flussregulierungen anhand der Luppe ebenso vorgestellt wie die Entwicklung des Auenwaldes vom 16. bis zur Mitte des 20.Jahrhunderts. Zeugen ehemals slawischer Besiedlung und Stätten gerichtlichen Wirkens verweisen auf die Bewohner der Region und ihre Lebensweise. Insgesamt sind es 30 Autoren, die ihre Forschungsarbeiten in lesenswerten Beiträgen hier vorstellen.
Der bei der Präsentation angekündigte Band 3 darf mit Spannung erwartet werden.
Zum Preis von 20 Euro kann das Buch erworben werden

Prof.Dr. Hans-Joachim Kertscher

www.akd-doellnitz.de


 
 
 


                                                                                                                                                                                                                                             Oktober 2022